22
Die Wüste ist ein Chirurg, der die Haut öffnet, um zu zeigen, was darunter liegt.
Fremen-Sprichwort
Als der Mond kupferrot über dem Wüstenhorizont aufging, verließen Liet-Kynes und sieben Fremen die Felsen und traten auf die weich geschwungenen Dünen hinaus, wo sie gut zu sehen waren. Einer nach dem anderen ballten die Männer eine Faust, wie es die Fremen traditionell beim Anblick des Ersten Mondes taten.
»Macht euch bereit«, sagte Stilgar kurz darauf. Sein schmales Gesicht wirkte im Mondlicht wie das eines Falken. Seine Pupillen hatten sich erweitert, wodurch seine ansonsten völlig blauen Augen schwarz aussahen. Er hüllte sich in seine Wüstenverkleidung, genauso wie die anderen, älteren Guerillas. »Es heißt, für den, der auf seine Rache wartet, vergeht die Zeit langsam, aber genüsslich.«
Liet-Kynes nickte. In seiner Verkleidung sah er aus wie ein schwacher, wasserfetter Dorfjunge, doch seine Augen waren hart wie Velan-Stahl. Sein Sietchgefährte und Blutsbruder Warrick, der etwas größer als er war, nickte ebenfalls. In dieser Nacht würden die beiden die Rollen hilfloser Kinder spielen, die sich im Freien erwischen ließen ... unwiderstehliche Opfer für die erwartete Harkonnen-Patrouille.
»Wir werden tun, was getan werden muss, Stil.« Liet schlug mit einer Hand auf Warricks gepolsterte Schulter. Die zwölfjährigen Jungen hatten jeder bereits mehr als hundert Harkonnens auf dem Gewissen und hätten schon längst aufgehört, die Toten zu zählen, wenn sie sich nicht gegenseitig dazu anstacheln würden, mit den Zahlen zu prahlen. »Ich lege mein Leben in die Hände meines Bruders.«
Warrick nahm Liets Hand in seine. »Liet hätte Angst, wenn er ohne mich an seiner Seite sterben müsste.«
»Ob mit oder ohne dich, Warrick – ich habe jedenfalls nicht vor, heute Nacht zu sterben«, sagte Liet, was seinem Gefährten ein lautes Lachen entlockte. »Stattdessen habe ich vor, Rache zu nehmen.«
Nachdem das Bilar-Lager der Orgie des Gifttodes zum Opfer gefallen war, hatte sich der Zorn der Fremen von Sietch zu Sietch verbreitet, wie Wasser, das im Sand versickerte. Die Thopterspuren neben der versteckten Zisterne hatten ihnen verraten, wer dafür verantwortlich war. Alle Harkonnens müssen bezahlen.
In Carthag und Arsunt wurden die Neuigkeiten an eingeschüchtert wirkende Arbeiter und lumpige Diener weitergegeben, die man in die Festungen der Harkonnens eingeschleust hatte. Manche dieser Agenten schrubbten die Böden von Soldatenunterkünften mit trockenen Lappen und Schmirgelpapier. Andere traten als Wasserverkäufer auf, die die Besatzungsmacht belieferten.
Als sich die Geschichte vom vergifteten Dorf unter den Harkonnen-Soldaten verbreitete und die Details immer stärker übertrieben wurden, achteten die Informanten der Fremen darauf, wer mit dem größten Vergnügen darauf reagierte. Sie studierten die Zeitpläne der Mannschaften und die Logbücher der Patrouillen. Es dauerte nicht lange, bis sie genau in Erfahrung gebracht hatte, welche Harkonnens verantwortlich waren. Und wo diese Leute zu finden waren ...
Mit einem hochfrequenten Pfeifen und einem verschwommenem Flattern hauchdünner Flügel stieg eine winzige Distrans-Fledermaus von den Observationsfelsen in den Bergen hinter ihnen auf. Als Stilgar seine Hand ausstreckte, landete die Fledermaus auf seinem Unterarm, legte die Flügel zusammen und wartete auf ihre Belohnung.
Stilgar sog eine winzige Menge Wasser aus dem Schlauch an seiner Kehle und ließ die Flüssigkeit in das aufgesperrte Maul der Fledermaus tropfen. Dann holte er einen dünnen Zylinder hervor und legte ihn ans Ohr. Er lauschte, während die Fledermaus eine komplizierte Folge von zwitschernden Lauten von sich gab. Stilgar tätschelte den Kopf des Tieres und warf es wieder in die nächtliche Luft, wie ein Falkner, der seinen Greifvogel freiließ.
Mit einem raubtierhaften Lächeln wandte er sich an seine Kollegen, die ihn erwartungsvoll ansahen. »Der Ornithopter ist über dem Grat gesichtet worden. Die Harkonnens folgen einer leicht vorhersehbaren Route durch die Wüste. Sie fliegen ihre Patrouillen schon so lange, dass sie selbstgefällig und unachtsam geworden sind. Sie erkennen gar nicht, wie leicht ihre Muster zu durchschauen sind.«
»Heute Abend fliegen sie in ein tödliches Spinnennetz«, sagte Warrick, der auf dem Gipfel der Düne stand und entschlossen eine Faust ballte, was überhaupt nicht zu seinem jugendlichen Aussehen passte.
Die Fremen überprüften ihre Waffen, lockerten die Crysmesser an ihrem Gürtel und testeten die Festigkeit ihrer Würgeschlingen. Mit wehenden Gewändern löschten sie ihre Fußspuren aus und ließen die zwei jungen Männer allein zurück.
Als Stilgar zum abendlichen Himmel hinaufblickte, zuckte ein Muskel an seinem Unterkiefer. »Dies habe ich von Umma Kynes gelernt. Wir haben Flechten katalogisiert und eine Felseneidechse gesehen, die vor unseren Augen unsichtbar zu werden schien. Kynes sagte zu mir: ›Ich gebe euch das Chamäleon, dessen Fähigkeit, mit dem Hintergrund eins zu werden, euch alles verrät, was ihr über die Wurzeln der Ökologie und die Grundlage der persönlichen Individualität wissen müsst.‹« Stilgar blickte seine Männer ernst an, dann wurde seine Miene unsicher. »Ich weiß nicht genau, was er damit gemeint hat ... aber jetzt müssen wir alle zu Chamäleons der Wüste werden.«
In seiner hell gefärbten Kleidung stieg Liet die Düne hinauf und hinterließ absichtlich deutliche Fußspuren. Warrick folgte ihm genauso unbeholfen, während sich die anderen Fremen im flachen Sand verteilten. Sie steckten sich Atemschläuche in den Mund und zogen die Kapuzen über den Kopf, dann bewegten sie flatternd die Arme. Als sie vollständig mit feinem Sand bedeckt waren, blieben sie still liegen.
Liet und Warrick liefen herum und glätteten die letzten Verwerfungen, bis nur noch ihre eigenen Fußabdrücke zu sehen waren. Sie waren kaum damit fertig, als der Patrouillenthopter mit blinkenden roten Lichtern über den Felsgrat geschwirrt kam.
Die zwei Fremen blieben mitten auf dem freien Gelände wie erstarrt stehen. Ihre helle Kleidung zeichnete sich deutlich vor dem blassen, mondbeschienenen Sand ab. Kein wahrer Fremen würde sich jemals unter solch ungeschickten Umständen erwischen lassen ... aber das wussten die Harkonnens nicht. Sie würden keinen Verdacht schöpfen.
Als der Thopter in Sicht kam, vollführte Liet übertriebene Gesten der Überraschung. »Los, Warrick, wir wollen ihnen eine erstklassige Show bieten.« Beide stürmten Hals über Kopf los, als würden sie panisch die Flucht ergreifen.
Wie erwartet flog der Thopter einen Bogen, um ihnen den Weg abzuschneiden. Ein starker Suchscheinwerfer stach nach unten, dann beugte sich lachend ein Schütze aus dem Seitenfenster. Er feuerte seine Lasgun zweimal ab und hinterließ Streifen aus geschmolzenem Glas in der Oberfläche des Sandes.
Liet und Warrick purzelten den steilen Hang einer Düne hinunter. Auch die nächsten drei Salven verfehlten die jungen Männer.
Dann landete der Thopter auf dem breiten Kamm einer Düne ... nicht weit von der Stelle entfernt, wo sich Stilgar und seine Männer eingegraben hatten. Liet und Warrick warfen sich grinsend einen Blick zu und bereiteten sich auf den zweiten Teil des Spiels vor.
* * *
Kiel schulterte die noch heiße Lasgun und stieß die Tür auf. »Los, wir werden ein paar Fremen jagen!« Er sprang auf den Sand, sobald Garan den Thopter gelandet hatte.
Hinter ihnen hantierte der junge Rekrut Josten unbeholfen mit seiner Waffe. »Es wäre leichter, wenn wir sie aus der Luft abschießen würden.«
»Das wäre unsportlich«, gab Garan knurrend zurück.
»Oder willst du nur vermeiden, dass deine schöne neue Uniform mit Blut besudelt wird, Junge?«, rief Kiel über die Schulter zurück. Sie standen neben dem gepanzerten Gefährt und blickten über die Dünen. Im Mondschein waren die zwei lumpigen Nomaden gut zu erkennen, wie sie stolpernd vor ihnen flüchteten – als bestünde auch nur die geringste Hoffnung, einem Trupp Harkonnen-Soldaten zu entkommen, der die Jagd auf sie eröffnet hatte.
Garan packte seine Waffe, dann marschierten die drei über den Sand los. Die zwei jungen Fremen huschten wie Käfer davon, doch angesichts der Übermacht würden sie vielleicht anhalten und sich ergeben ... Besser wäre es allerdings, wenn sie sich wie in die Enge getriebene Ratten wehren würden.
»Ich habe etliche Geschichten über diese Fremen gehört.« Josten versuchte keuchend, mit den zwei älteren Männern Schritt zu halten. »Es heißt, dass sie schon ihre Kinder zu Killern ausbilden und dass ihre Frauen einen Mann foltern können, wie es sich selbst ein Piter de Vries kaum vorstellen kann.«
Kiel lachte rau und voller Verachtung. »Wir haben Lasguns, Josten. Was können sie gegen uns unternehmen? Uns mit Steinen bewerfen?«
»Einige sind mit Maula-Pistolen bewaffnet.«
Garan blickte sich zum jungen Rekruten um und zuckte lässig die Schultern. »Warum gehst du nicht zum Thopter zurück und holst das Betäubungsgewehr? Wir sollten für alles gewappnet sein, wenn es brenzlig wird.«
»Ja«, sagte Kiel. »Auf diese Weise können wir das Spiel in die Länge ziehen.« Die zwei weiß gekleideten Fremen liefen in Panik über den Sand, und die Harkonnen-Soldaten überwanden die Entfernung mit langen, zielstrebigen Schritten.
Froh über die Gelegenheit, dem Kampf zu entrinnen, lief Josten über die Düne und zum wartenden Thopter zurück. Als er den Kamm erreicht hatte, blickte er kurz zu seinen Gefährten zurück, dann wandte er sich dem abgedunkelten Thopter zu. Als er einstieg, stieß er überraschend auf einen Mann in wüstenbrauner Kleidung, dessen Hände mit der Geschwindigkeit einer Schlange über die Armaturen flogen.
»He, was machen Sie da ...?«, rief Josten.
Im Licht der Kabine sah er, dass die Gestalt ein schmales, ledriges Gesicht hatte. Die völlig blauen Augen richteten sich auf ihn und blickten ihn mit der Entschlossenheit eines Mannes an, der es gewohnt war zu töten. Bevor Josten reagieren konnte, wurde sein Arm mit der Kraft einer Adlerklaue gepackt und sein Körper vollständig ins Cockpit gezerrt. In der anderen Hand des Fremen blitzte etwas auf, dann sah er ein gekrümmtes, milchig-weißes Messer, das ihm blitzschnell näher kam. Ein greller Eiszapfen aus Schmerz stach in seine Kehle und stieß bis an die Wirbelsäule. Im nächsten Augenblick hatte der Fremen es wieder zurückgezogen, bevor auch nur ein Blutstropfen die Messerklinge benetzen konnte.
Wie ein Skorpion, der mit seinem Stachel zugestoßen hatte, wich der Fremen zurück. Josten fiel vornüber und spürte bereits, wie der rote Tod von seiner Kehle Besitz ergriff. Er versuchte etwas zu sagen, wollte eine Frage stellen, die ihm von überragender Bedeutung schien, doch statt Worten brachte er nur ein Röcheln hervor. Der Fremen zog etwas aus seinem Destillanzug und drückte es dem jungen Mann an die Kehle – ein saugfähiges Tuch, das sein vergossenes Blut auffing.
Wollte der Wüstenmann ihn retten? War es ein Verband? Hoffnung flammte in Jostens Geist auf. War es nur ein Versehen gewesen? Wollte dieser hagere Wüstenbewohner versuchen, alles wieder gutzumachen?
Doch Josten vergoss sein kostbares Blut viel zu schnell, sodass jede medizinische Hilfe zu spät gekommen wäre. Während sich sein Leben verflüchtigte, erkannte er noch, dass der Fremen keineswegs beabsichtigte, seine Wunde zu versorgen, sondern lediglich möglichst viel von seiner Körperflüssigkeit auffangen wollte ...
* * *
Als Kiel sich den zwei jungen Fremen bis auf Schussweite genähert hatte, blickte Garan im Mondlicht zurück. »Ich dachte, ich hätte etwas aus dem Thopter gehört.«
»Wahrscheinlich Josten, der über seine eigenen Füße gestolpert ist«, sagte der Schütze, ohne seine Waffe sinken zu lassen.
Als die Fremen offenbar keinen anderen Ausweg mehr sahen, hielten sie in einer flachen Senke aus feinem Sand an. Sie kauerten sich nieder und zogen kleine, wie Spielzeuge wirkende Messer.
Kiel lachte laut auf. »Was wollt ihr mit diesen Dingern anstellen? Euch in den Zähnen pulen?«
»Damit werde ich die Zähne aus euren Leichen schneiden!«, rief einer der Jungen. »Habt ihr vielleicht ein paar altertümliche Goldfüllungen, die wir in Arrakeen verkaufen können?«
Garan lachte und blickte sich zu seinem Begleiter um. »Wir werden viel Spaß mit den beiden haben.« Dann marschierten die Soldaten im Gleichschritt in die sandige Senke.
Als sie noch fünf Meter von ihnen entfernt waren, geriet plötzlich der Sand ringsum in Bewegung. Menschliche Gestalten brachen daraus hervor – schmutzigbraune Silhouetten, die sich wie Tote aus ihren Gräbern erhoben.
Garan stieß einen nutzlosen Warnschrei aus, und Kiel feuerte einen Schuss mit seiner Lasgun ab, die einen Mann an der Schulter verletzte. Dann griffen die staubigen Gestalten an. Sie umringen den Piloten, sodass er seine Lasgun nicht mehr zum Einsatz bringen konnte. Schließlich fielen sie über ihn her, wie Blutläuse über eine offene Wunde.
Als Garan in die Knie ging, schrie er wie eine alte Frau. Die Fremen hielten ihn fest, und er hatte nur noch genügend Bewegungsfreiheit, um atmen und blinzeln zu können. Und zu schreien.
Eins der weiß gekleideten ›Opfer‹ eilte herbei. Der junge Mann – Liet-Kynes – hielt das kleine Messer in der Hand, über das sich Garan und Kiel vor wenigen Augenblicken lustig gemacht hatten. Der Junge stieß mit der Messerspitze zu und holte – mit unglaublicher Zielsicherheit und gleichzeitig sanft wie ein Kuss – Garans Augen aus den Höhlen, die sich in rote Ödipus-Wunden verwandelten.
Stilgar rief einen Befehl. »Fesselt ihn und lasst ihn am Leben. Wir werden diesen Mann in den Rotwall-Sietch bringen und ihn den Frauen überlassen, die sich auf ihre Weise um ihn kümmern werden.«
Garan schrie wieder ...
Dann stürmten die Fremen vor und griffen Kiel an. Der Schütze wehrte sich, indem er seine Waffe wie eine Keule schwang. Als Hände danach griffen, überraschte er sie damit, dass er die Lasgun einfach losließ. Der Fremen fiel rückwärts zu Boden, da er nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte.
Nun rannte Kiel los. Im Nahkampf hätte er keine Chance. Sie hatten Garan bereits überwältigt, und er vermutete, dass Josten tot im Thopter lag. Also rannte er vor den Fremen davon, so schnell, wie er noch nie zuvor gelaufen war. Er lief über den feinen Sand, fort von den Felsen, fort vom Thopter ... hinaus in die offene, nächtliche Wüste. Die Fremen würden ihn möglicherweise einholen, aber er wollte es ihnen nicht zu leicht machen.
Keuchend ließ Kiel seine Kameraden zurück und rannte planlos über die Dünen. Er wollte nur fort, an etwas anderes dachte er nicht ...
* * *
»Wir haben den Thopter unversehrt gekapert, Stil«, sagte Warrick, der immer noch vom Kampf erregt und sehr stolz auf sich war. Der Anführer des Kommandos nickte ernst. Umma Kynes würde über diese Neuigkeit sehr zufrieden sein. Für seine landwirtschaftlichen Erkundungen konnte er einen Thopter gut gebrauchen, aber er musste nicht erfahren, woher er stammte.
Liet blickte auf den geblendeten Gefangenen hinab, dessen leere Augenhöhlen man mit einem Tuch bedeckt hatte. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was die Harkonnens im Bilar-Lager anrichteten ... die vergiftete Zisterne und die tödlichen Folgen.« Die Leiche des anderen war bereits im Frachtraum des Thopters verstaut worden, um sie zu den Totendestillen zu bringen. »Damit wird das Leid nicht einmal zu einem Zehntel aufgewogen.«
Warrick trat an die Seite seines Blutsbruders und machte ein angewidertes Gesicht. »Mein Abscheu ist so groß, dass ich ihr Wasser gar nicht für unseren Stamm haben möchte.«
Stilgar warf ihm einen finsteren Blick zu, als hätte er ein Sakrileg ausgesprochen. »Du würdest sie lieber vom Sand mumifizieren und ihr Wasser ungenutzt in die Luft entweichen lassen? Das wäre eine Beleidigung Shai-Huluds.«
Warrick verneigte sich demütig. »Es war nur mein Zorn, der gesprochen hat, Stil. Ich habe es nicht wirklich so gemeint.«
Stilgar blickte zum aufgehenden rötlichen Mond. Die gesamte Aktion hatte nicht länger als eine Stunde gedauert. »Wir werden das Ritual des tal hai durchführen, damit ihre Seelen niemals Ruhe finden. Sie werden dazu verdammt sein, bis in alle Ewigkeit durch die Wüste zu streifen.« Dann wurde seine Stimme hart und besorgt. »Aber wir müssen darauf achten, unsere Spuren sehr gut zu verwischen, damit wir ihren Geistern nicht den Weg in unseren Sietch zeigen.«
Die Fremen murmelten leise, als ihr Rachedurst durch Furcht gedämpft wurde. Stilgar stimmte einen uralten Gesang an, während die anderen Zeichen in den Sand malten, verschlungene Machtsymbole, die die Seelen der verfluchten Männer auf ewig an die Dünen fesseln würden.
Im Mondschein war immer noch der flüchtende Soldat zu erkennen, der weiter über den Sand stolperte. »Jener soll unser Opfer an Shai-Hulud sein«, sagte Stilgar, als er den Beschwörungsgesang abgeschlossen hatte. Der Fluch des tal hai war vollzogen. »Die Welt wird wieder im Gleichgewicht und die Wüste wieder zufrieden sein.«
»Er stolpert wie ein kaputter Sandkriecher.« Liet stand neben Stilgar und richtete sich zu voller Größe auf, dennoch blieb er klein im Vergleich zum Anführer des Kommandos. »Es wird nicht mehr lange dauern.«
Sie packten ihre Sachen zusammen. So viele Männer wie möglich zwängten sich in den Thopter der Patrouille, während sich die übrigen über den Sand auf den Rückweg machten. Sie bewegten sich mit wohlgeübter Unregelmäßigkeit, damit ihre Schritte nicht in den natürlichen Geräuschen der Wüste auffielen.
Der Schütze der Harkonnen setzte in blinder Panik seine Flucht fort. Vielleicht machte er sich inzwischen Hoffnungen, den Fremen entkommen zu können, obwohl ihn sein Weg immer tiefer ins Wüstenmeer und ins Nichts führte.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis ein Wurm ihn bemerkt hatte.